Starker Start mit dem „starken Wanja“

Am 05. März 2012 berichtete Katharina Erlenwein in den Nürnberger Nachrichten über die Premiere des zeitgenössischen Musiktheaters für junge Menschen““junge Met“ mit der Inszenierung „Der starke Wanja“ am Stadttheater Fürth.

Starker Start mit dem „starken Wanja“
Stadttheater Fürth und Theater Pfütze haben die Musiktheaterreihe „Junge MET“ aus der Taufe gehoben.

Eine Idee macht Furore: Das Nürnberger Theater Pfütze hat sein lang vorbereitetes „Zeitgenössisches Musiktheater für junge Menschen“ mit Politprominenz und großem Beifall im Stadttheater Fürth aus der Taufe gehoben. „Der starke Wanja“ war dabei nur das jüngste Beispiel ihres musikalischen Kindertheaters-Repertoires.

Freundlich-warme Worte umfingen die Initiatoren der „jungen MET“, wie die Kindermusiktheater-Reihe ab sofort heißt: Stolz präsentierten Martin Zels, einer der künstlerischen Leiter der „Pfütze“, und Stadttheater-Intendant Werner Müller ihr Baby, das die Idee von der städteübergreifenden „Kunst in der Metropolregion“ sicher besser umsetzt als viele in Amtsstuben erdachte Events. Natürlich waren sowohl Bayerns Kunstminister Wolfgang Heubisch als auch die andere örtliche Polit-Prominenz betont davon überzeugt, dass kulturelle Bildung im Kindesalter der Gesellschaft zugutekommt. Doch die konkreten Ideen zünden in anderen Köpfen.

Die „Pfütze“ hat es mal wieder ausgezeichnet geschafft, ihre künstlerische Vision erst anschaulich zu machen und dann kräftig die Werbetrommel zu rühren. Schließlich gibt es von ihr schon drei weitere Bühnenstücke, in denen Musik eine zentrale Rolle spielt. Nach diesem Vorlauf haben sich die Theatermacher an ein preisverdächtiges Großprojekt gewagt, das so (und ohne das Fürther Theater) wohl nicht oft zu stemmen ist. Und man gewann Dagmar Wöhrl als Vorsitzende ihrer Emanuel-Stiftung dafür, sichtlich begeistert zum Start die Triangel zu schlagen.

Satte zwei Stunden dauert „Der starke Wanja“, geschrieben von Horst Hawemann nach der Geschichte von Otfried Preußler, frisch komponiert von Peter Fulda, mit viel Effekt inszeniert von Annette Gleichmann. Der Witz liegt darin, dass hier gar nicht erst versucht wird, große Oper auf den Erlebnishorizont von Achtjährigen herunterzubrechen, wie es in den Jugendsparten der großen Theater oft passiert. Gezeigt wird etwas Eigenständiges: Fulda macht keinen Hehl daraus, dass er aus dem Jazz kommt. Er lässt die Musik mal atmosphärisch begleiten mit Balalaika und komplexen osteuropäischen Rhythmen, mal aktiv im Dialog der Figuren mitspielen oder setzt zu Mini-Arien an, die aber schnell wieder in Dialoge münden. Ein paar Anklänge ans Musical (aber nie Ohrwurm-Melodien), manchmal reduzierte Piano-Begleitung — eine Musik, die nicht auf „Kindliches“ abzielt, aber immer spannend bleibt. Das Ensemble Kontraste lässt seine reiche Bühnenerfahrung mitschwingen und -swingen.

Das ermöglicht es, so unterschiedliche Sängertypen wie Sopranistin Marlene Mild neben dem schlichten Bühnengesang der Schauspieler oder dem Chanson-Ansatz von Jazz-Sängerin Yara Linss einzusetzen. Der Wechsel verblüfft manchmal, als Ganzes funktioniert es aber. Wenn Mild als die „täglich anders duftende Tante“ von Wanja im Sopran liebevoll trällern lässt und später einen fulminanten Auftritt als Hexe hinlegt, Wanjas rüpelhafte Brüder (Christoph Lappler und Andreas Wagner) eher schief kleine Duette singen oder Oliver Weidinger als alter Zar und böser Wächter der weißen Berge den Bariton grollen lässt — jede Stimme passt zur Rolle.

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