Wieviel Tier steckt in Dir? Die Förderklasse der Emanuel Wöhrl Stiftung führt eigenes Theaterstück auf

Seit 2012 unterstützt die Emanuel Wöhrl Stiftung das Kindertheater Pfütze bei mehreren Projekten. Ein Ziel der Stiftung ist die Förderung einer engen Zusammenarbeit des Theaters Pfütze mit Schülerinnen und Schülern aus sogenannten Brennpunktschulen über einen längeren Zeitraum hinweg. Jeweils eine Schulklasse pro Jahr begleitet die Produktionen und das Ensemble von der Entwicklung einer jungeMET–Produktion bis zur Premiere. Zeitgleich entwickeln sie gemeinsam mit der Theaterpädagogin den Künstlern und den Lehrkräften eine eigene Produktion, die sie dann auf der Bühne des Theater Pfütze vorstellen.

Wieviel Tier steckt in Dir? Die Förderklasse der Emanuel Wöhrl Stiftung der Mittelschule Bismarckstrasse in Nürnberg führt eigenes Theaterstück auf
Wieviel Tier steckt in Dir? Die Förderklasse der Emanuel Wöhrl Stiftung der Mittelschule Bismarckstrasse in Nürnberg führt eigenes Theaterstück auf

Die neue Produktion der jungenMET – Die große Wörterfabrik – wurde von Schülerinnen und Schülern der sechsten Klasse der Mittelschule Bismarckstrasse begleitet. Tatkräftig unterstützt wird die Kooperation vom Aktivspielplatz Wöhrder See e.V., ein vertrauter Ort für viele Kinder der Schule.

Ein Schuljahr lang haben sich die SchülerInnen unter Anleitung der Theaterpädagogin dem Theaterbetrieb und dem Schauspiel genähert. Ein Angebot im leistungsfreien Raum, in dem sich die SchülerInnen selbst erleben und andere Menschen wahrnehmen. Sie erforschen Spielräume und machen soziale Erfahrungen.

Die Mittelschule Bismarckstrasse ist eine sogenannte „Brennpunktschule“. Viele Mädchen und Jungen dort stammen aus Familien mit Migrationshintergrund oder aus bildungsfernem Elternhaus. Sie haben selten Zugang zu kulturellen Angeboten, sei es aus finanziellen oder persönlichen Gründen. Gerade hier wollten wir, mit Unterstützung der Emanuel Wöhrl Stiftung, aktiv auf die SchülerInnen zugehen, Vorurteile gegenüber kulturellen Veranstaltungen abbauen und gleichzeitig deren Wichtigkeit erlebbar machen.

Die Vorsitzende des Stiftungsrats der Emanuel Wöhrl Stiftung, Dagmar Wöhrl, über das Ergebnis nach der einjährigen Laufzeit des Projekts:

„Die Annahme, dass der Mensch vom Affen abstammt, ist veraltet. Das behauptet jedenfalls die Wissenschaft.
Doch kommt Ihnen Ihr Nachbar oder kommen Dir Deine Mitschüler nicht manchmal seltsam affig vor?
Was unterscheidet den Menschen vom Tier? Und das Tier vom Menschen?
Diese uralte Frage untersuchte die Klasse 6c in einem selbst erarbeiteten Theaterstück.
Die Aufführung im Theater Pfütze Nürnberg, beeindruckte große und kleine Zuschauer gleichermaßen.

Wieder einmal zeigte sich, dass junge Menschen über sich selbst hinauswachsen, wenn sie im spielerischen Rahmen einer Theaterarbeit agieren dürfen.
Wünschenswerte „Nebenwirkungen“ auf die persönliche Entwicklung der Schulkinder stellen sich nahezu wie von selbst ein:
wahrnehmbare Stärkung des Selbstbewusstseins und der Klassengemeinschaft, wachsendes Verantwortungsgefühl, Schulung der Präsentationsfähigkeit und eine verbesserte Motivation für den schulischen Alltag wurden auch dieses Mal wieder als solche „Nebenwirkungen“ von den begleitenden Lehrerinnen zurückgemeldet.

Die Intensität dieser positiven Wirkungen, hängt direkt mit dem Einsatz und dem Können der projektdurchführenden Lehrerinnen und Theaterpädagoginnen zusammen. Deshalb sei an dieser Stelle, allen Beteiligten für ihre Arbeit und den unermüdlichen Einsatz herzlich gedankt und zu ihrem Erfolg gratuliert.“

Weitere Informationen zu diesem Projekt:
Die Kooperation zeichnet sich durch folgende Arbeitsschritte aus:

Eigenständige Erarbeitung und Stückentwicklung von Schülern mit Hilfe von professionellen Theatermachern und Lehrern der Schule.
– Gruppenzusammenführung
– Materialsuche (z.B. Biografische Geschichten der Schüler)
– Szenenentwicklung
– Stimmbildung / Sprechtraining
– Schauspieltraining (Basis)
– Körperarbeit
– Szenenverdichtung und Aufführung

Kooperationspartner Schule:
– Klasse/Gruppe/AG
– Proben in den Schulräumen 1x wöchentlich über ein Schuljahr (2013/2014)
– Aufführung in der Schule

Kooperationspartner Aktivspielplatz Wöhrder See:
-Werkstätten für den Bühnenbildbau
-Siebdruckwerkstatt für die Erstellung von Plakaten, Flyern, etc.
-Aufführung am Aktivspielplatz

Kooperationspartner Theater:
– Einblick in die Theaterarbeit
– Professionelle Unterstützung bei der Stückentwicklung
– Probenbesuche im Theater Pfütze
– Aufführung im Theater Pfütze

Fazit aus der bisherigen Zusammenarbeit:

Die anfängliche Skepsis der SchülerInnen gegenüber der Theaterwelt wurde schnell durch die Besuche der Proben zu „Die große Wörterfabrik“ im Theater Pfütze in Neugier umgewandelt. Der persönliche Kontakt zu den Schauspielern und dem Regisseur eröffnete den SchülerInnen einen Einblick in die künstlerische Arbeit. Die SchülerInnen hatten die Möglichkeit, Fragen persönlich an die Künstler zu richten. Dadurch wurde die „Kluft“ zwischen Hochkultur und Brennpunktschule aufgehoben. Für viele SchülerInnen war es der erste Besuch in einem Theater.

Nicht nur die Probenbesuche ermöglichen den SchülerInnen Einblick in die Theaterkunst: Die Theaterpädagogin Eva Ockelmann und die Lehrerin Kerstin Nyul entwickeln gemeinsam mit der Klasse ein eigenes Theaterstück. So haben die SchülerInnen die Möglichkeit sich einmal selbst auf der Bühne auszuprobieren. Die Theaterarbeit fördert die Auseinandersetzung mit künstlerischen Prozessen, z.B. die Schulung der eigenen Ausdrucksfähigkeit und die Arbeit im Team.

Theatertraining, Schulung des Körper- und Stimmbewusstseins – die Schultheaterproduktion wächst von Woche zu Woche – ebenso die Teamfähigkeit der Beteiligten. Sie hören einander zu und unterstützen sich bei der Szenenarbeit, sagen den Text ein, wenn jemand mal einen Hänger hat und bereiten gemeinsam den Flyer für Ihre Aufführungen vor.

Im Unterschied zu den Bildenden Künsten ist Theater ein kollektiv erlebtes und diskutiertes Ereignis, bei dem immer auch eine Auseinandersetzung mit der Umwelt stattfindet: Ob ästhetische Urteilsfähigkeit, Selbstreflexion oder kulturelle und politische Handlungsfähigkeit – diese theaterpädagogischen Angebote in der Mittelschule Bismarckstrasse haben die Möglichkeiten zur freiwilligen Aneignung und aktiven Umsetzung der heute geforderten Kompetenzen geboten – und die SchülerInnen der Klasse 6c der Mittelschule Bismarck nehmen sie dankend an.

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